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Echo

Luzerner Zeitung, Arno Renggli, 23. 04. 2021

Wie von ihr gewohnt, schreibt Angelika Waldis mit einer Mischung von durchaus auch bissigem Humor und Warmherzigkeit. Ihre Figuren, so viele Charakterschwächen sie haben mögen, geniessen ganz offensichtlich auch ihre Sympathie. Von daher bleibt auch lange offen, ob sich die Familie immer mehr in die Katastrophe hineinreitet. Oder ob die zweifellos vorhandenen Ressourcen – immerhin redet man noch miteinander, interessiert sich noch füreinander, wenn auch oft im Zoff-Modus – die Familie nicht doch zu retten vermögen. Wer Angelika Waldis frühere Bücher kennt, wird nicht ganz überrascht sein, für welchen Weg sie sich entscheidet. Wobei das Schicksal in einer gewissen Grauzone bleiben wird.

Einmal mehr kann man die Sprache von Angelika Waldis nicht genug loben. Da sitzt jeder Satz, jede Metapher, jeder Witz, jede Wortschöpfung. Und immer wieder gibt es eine Metaebene, wenn zum Beispiel Familienmitglieder darüber diskutieren, ob nun «Flüchtling» das korrekte Wort sei oder was denn Alternativen wären. Was zu teils sehr schrägen Einfällen führt.

Dieser Roman hat das Zeug, erneut zu einem Lieblingsbuch zu werden. Wenn nicht wieder der Buchhändler, dann doch vieler Leserinnen und Leser.