Angelika Waldis
2. Januar 2021
Heute ist Berchtoldstag. Der heißt in Zürich Bechtelistag und ist ein Feiertag und niemand weiß recht, warum. Einen heiligen Berchtold hat es nie gegeben. Zur Erklärung gäbe es allenfalls das mittelhochdeutsche Wort »berchttac«, was leuchtend bedeutet und zum Stern von Bethlehem passt. Immer am Bechtelistag, so hat mir meine Mutter erzählt, lud der Herr Lehrer des Dorfes den Herrn Posthalter des Dorfes, der mein Grossvater war, zu einem festlichen Trunk. Das war eine Ehre. Das Kind Lydia – meine Mutter – und ihr kleiner Bruder mussten mit und sich schön artig benehmen. Einmal wurde ihr vom Artigsein so schlecht, dass sie ihr Glas heimlich in den Topf der Zimmerlinde leerte. Dafür hat ihr Bruder sie noch lange bewundert. Eine Artige wurde Lydia nie.
Aus »Tage, Tage«
Was läuft, was lief?
- Lesung "Lauter nette Menschen", 19. 9. 2021, 11 Uhr, Gemeindebibliothek Meilen
- Lesung "Lauter nette Menschen", 12. 9. 2021, 10 Uhr 30, Schloss Mörsburg Winterthur
- 15. März 21: Neuer Roman "Lauter nette Menschen" jetzt in der Buchhandlung
- Herausgabe verschoben auf Frühjahr 2021: Taschenbuch "Die geheimen Leben der Schneiderin", Verlag Goldmann