»Aufräumen«, Roman
So fängt es an …
Luisa hat beschlossen aufzuräumen. Als erstes muss Alfred weg.
Seit beinah vierzig Jahren ist sie mit Alfred verheiratet. Alfred ist ein Egosaurier. Er hat vor allem an sich gedacht und tut es immer noch. Die Tatsache, dass Luisa und zwei Töchter an seiner Seite lebten, war für ihn etwa so maßgebend wie der Terminkalender der Müllabfuhr. »Ich bin halt ein Künstler«, sagte er. »Er ist halt ein Künstler«, sagte Luisa. Sie sagte es jahrelang – und wusste, dass er keiner war.
Elke Heidenreich, stern, Juli 2013
Wenn Sie vorhaben, im Urlaub Ihren Mann umzubringen (das soll vorkommen), lesen Sie bitte unbedingt Angelika Waldis' »Aufräumen«. Luisa räumt in ihrem Leben auf, in dem sie alles allein ertragen muss, weil ihr Alfred sich den Alltagssorgen entzieht mit dem Satz »Ich bin Künstler«. Wenn man das vierzig Jahre gehört hat, ist Schluss, Alfred ist dran. Aber so einfach geht das nicht, und wir machen mit Luisa eine unfassbar groteske Reise durch die Höhen und Tiefen eines Frauenlebens – ach, Alfred ist überall, aber die Luisas halten die Welt am Laufen, allein durch Aufräumen.
Beatrice Eichmann-Leutenegger, Neue Zürcher Zeitung, September 2013
Warum ist sie nicht längst gegangen, warum hat sie so lange diesen schmarotzenden Ehemann geduldet? Man könnte diese nunmehr siebzigjährige Luisa Gallmann schütteln, die vierzig Jahre in der Ehewüste ausgeharrt hat. Problemlos hätte sie, die Dozentin an der Pflegefachschule, ihren Lebensunterhalt allein bestreiten können. Doch nun will sie endlich aufräumen und den Ballast aus ihrem Leben wegschaffen.
Radio Bremen/Literaturzeit, September 2013
Eigentlich ist es unglaublich, dass es solche Frauen wie Luisa noch gibt. Sie ist in den Siebzigern – und hat ihr ganzes Leben lang verzichtet. Auf eine große Liebe, weil sie schon verheiratet war. Auf ein selbständiges Leben, weil sie sich auf ihren Mann ausgerichtet hat, der sich auf ihre Kosten ein freies Leben leistete. Und dazu kam das große Unglück mit der Tochter, die als Zehnjährige durch einen Arztfehler ins Koma gefallen und seitdem schwer behindert ist. Aber jetzt endlich, in den Siebzigern, hat Luisa genug. Sie will »aufräumen« und ihr Leben ändern. »Als erstes muss Alfred weg«, heißt es gleich am Anfang des kleinen Romans von Angelika Waldis.
Christine Bruggaier, Buchhandlung Pustet Augsburg, Oktober 2013
Drei Männer machen Luisa und ihren beiden Töchtern das Leben schwer, ihr Ehemann, ihr Schwiegersohn und ein Arzt. Sie macht sich auf, zuerst den Gatten zu entsorgen, packt Gift, Curry und ihre besten Schuhe ein und setzt sich in den Zug. Unterwegs trifft sie einen jungen Mann, der ihr wegen seines flackernden Blicks auffällt, sie nennt ihn Flack. Der ist anders, für sie eine Erfrischung, auch wenn seine Angewohnheiten manchmal etwas seltsam erscheinen.
Vier Fragen an Angelika Waldis
kulturtipp: Ihre Hauptfigur erinnert in den Anfängen manchmal an die älteren Damen mit Sinn fürs Morbide aus Romanen von Ingrid Noll. Wie haben Sie sich zur Hauptfigur Luisa inspirieren lassen?
Angelika Waldis: Inspiriert hat mich das Heer der angepassten, resignierten, lichtlosen Grau- bis Weißhaarigen. Die Hauptfigur Luisa bricht aus, nimmt ihr Leben im Alter noch einmal in die Hand, mit Wut und mit Mut: Sie spürt Rache-und andere Gelüste, macht das, was sie denkt. In diesem Auf- und Ausbruch wird ihre Vergangenheit nochmals abgespielt: Was für ein intensives, berührendes, hundsnormales Leben – wer hat das eigentlich nicht?
Audio: Buchkritik von Henri Paucker bei Radio1, Zürich
Urspeter Geisers persönlicher Buchtipp: »Aufräumen»
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